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Dreikönigs-Konzert des Musikvereins

Tanja Köstler, die erste Vorsitzende des Musikvereins Köngen, konnte die Besucher in der vollbesetzten Kirche „Zum guten Hirten“ zum 15. Drei-Königskonzert herzlich willkommen heißen.

„Mit Musik küsst man die Herzen wach“ mit dieser ausdrucksvollen Erkenntnis stimmte sie die Besucher auf das traditionelle Musikereignis ein. Der besondere Dank galt der katholischen Kirchengemeinde „Zum guten Hirten“, die wie jedes Jahr den Kirchenraum als Konzertsaal zur Verfügung gestellt hatte. Einen besonderen Willkommensgruß richtete sie an Herrn Bürgermeister Ruppaner mit Familie, an Ehrenvorstand Helmut Deutsch, Ehrenmitglieder, an die Aktiven, an die Abordnungen von Nachbarvereinen und natürlich an die Musikfreunde des Vereins.

Dirigent Herr Vichan Molerov hatte wieder ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt und die Orchestermitglieder für diese anspruchsvolle Blasmusikliteratur begeistern können.

Jürgen Wolpert erläuterte mit spannenden Details und Hintergrundinformationen die Werke und führte gekonnt durch die vielfältige Musiklandschaft.

Ergreifende Schlichtheit mit großer emotionaler Wirkung.
Eröffnet wurde mit einer musikalisch reizvollen Komposition von Martin Scharnagl, ein Komponist der jüngeren Generation aus dem Nachbarland Österreich. Sein kleines aber feines Werk erzielte mit schöner Melodie eine berührende Atmosphäre. Eine ausrucksvolle Solotrompete wurde von lieblichen Passagen im Holzregister abgelöst, dazwischen immer wieder aufsteigende Hornklänge, und endete mit einem prächtigen Festivo-Teil mit kurzen harmonisch erweiterten Schlusstakten. Die Zuhörerschaft quittierte diese opulente harmonische Einstimmung mit anerkennenden Beifall.

Uraufführung auf Instrumenten der tschechischen Heimat
Der Aufenthalt des tschechischen Komponisten Antonin Dvorak 1892 bis 1895 in Amerika brachte ihm für seine kompositorische Tätigkeit eine Fülle an Ideenreichtum. Mit seiner „Symphonie aus der neuen Welt“ schuf Antonin Dvorak sein bekanntestes Instrumentalwerk, in dem sich die Klänge seiner böhmischen Heimat mit den neuen Rhythmen und Klängen der amerikanischen Volksmusik verbanden und zum Höhepunkt seiner Bemühungen, dem amerikanischen Musikleben  ein eigenes Kolorit zu verleihen, wurden. Franz Watz, Musikwissenschaftler, Komponist und Arrangeur, hat diesem Werk einen zeitgenössischen Pulsschlag verpasst und mit aktuellen Rhythmen unterlegt.

Die Rhythmusgruppe  folgte willig der Zeichengebung des Dirigenten und gab den einzelnen Abläufen wie schnelle oder langsame Tempi, Cha Cha und Shuffle Rhythmus durch Klangfarbe und Betonung einen klaren Umriss. Zusammen mit den Bläsern wurden die 3 Sätze  für das Publikum zu einem Hörerlebnis und mit bewunderndem Beifall honoriert.

Tragisches Musikwerk vereinigt Oper, Theater und Musical
Wenn auch das provokante Fingerschnipsen, das Aufheulen der Polizeisirenen, die düstere Atmosphäre in den heruntergekommenen Hinterhöfen der West Side nicht zu sehen und zu hören waren, so genügte es doch, mit der Aufführung der „West Side Story“ von Leonard Bernstein durch das große Orchester, ein vitales, realistisches Werk von einem der erfolgreichsten Bühnenstücke und Musicals aller Zeiten musikalisch auf die Konzertbesucher wirken zu lassen.

Leonard Bernstein ist mit der „West Side Story“ eine moderne Großstadtballade geglückt. Der Rhythmus der Musik treibt das Geschehen auf den Höhepunkt, charakterisiert treffend die einzelnen Figuren und beansprucht  die Gefühlswelt der Konzertbesucher. Manfred Schneider, Komponist und Arrangeur hat mit der  Bearbeitung dieses Werkes einen Meilenstein in der Blasmusikliteratur gesetzt, dessen Spannungsdichte, Überzeugungskraft und Aktualität  seinesgleichen sucht.

Dirigent Vichan Molerow gelang mit dem großen Orchester des Musikvereins eine packende Aufführung. Die einzelnen Sätze wurden von den Instrumentalisten souverän wiedergegeben. Ungewohnte Taktarten wie zum Beispiel bei  „Amerika“ spiegelten die zerrütteten Verhältnisse der verfeindeten Gruppen wieder um dann mit „Tonight“ wieder in versöhnliche Bahnen zu kommen. „Somewhere“, das schmachtende Liebesduett, sehr gefühlvoll interpretiert von Tenorhörnern, Baryton und Posaune, war nur einer der großen Momente. Mit einem strahlendem Dur-Akkord führte dieses Meisterwerk zu seinen Abschluss. Die Verbindung von Swing und Jazz als treibende Kraft fand in diesem packenden Arrangement beim Konzertpublikum höchste Anerkennung.

Musikalische Lebensfreude pur
Kurt Gäble, Sieger des nationalen Wettbewerbs Kulturstiftung Schwaben, versteht wie kein anderer unsere schäbische Heimat musikalisch zu schildern und zu vertonen.

Der Komponist aus Oberschwaben hat mit seinen heimatlichen 3 Sätzen wie „Kulturstätten“ „das Gemüt“ und „die Lebensfreude“ ein herausragendes, anspruchsvolles Werk geschaffen und die Seele der Bewohner dieses Landstriches getroffen. Mit festlichen Pauken und Signaltönen vom hohen und tiefen Blech wurden die Kulturstätten angedeutet. Elegante Einwürfe von Saxophon und Holzregister sorgten für verbindende Klangkulisse. Melodie und Text wirkten ansteckend und bei „Kein schöner Land in dieser Zeit“ wurden Konzertbesucher beim Mitsingen beobachtet.

Spannungsgeladene Taktfolgen, heldenhafte mitreißende Dramatik
Aufrecht und unbesiegbar musst du sterben. Todesverachtung war für die Gladiatoren im alten Rom die höchste aller Tugenden in einer Welt in der es keinen Pardon gab. Hans Zimmer, deutscher Filmkomponist, tätig in Holywood, gelang es mit der Filmmusik zu „Gladiator“ die Hörer bis zum letzten Moment in seinen Bann zu ziehen. Der Arrangeur Massimiliano Legnano hat die Höhepunkte dieser Filmmusik in einem Arrangement für Sinfonisches Blasorchester meisterhaft zusammengestellt und bearbeitet. Dirigent und Orchester waren sich der Herausforderung dieses Werkes bewußt und brachten durch konzentriertes Musizieren eine mitreißende, fulminante Aufführung, auch ohne Verwendung ethnischer Instrumente wie Duduk und Quanun, dieser sinfonische Suite für Blasorchester in dem Kirchenraum zum erklingen. Verhaltene Stille, um dann diese Leistung von Dirigent und Orchester begeisternd mit heftigem Beifall zu belohnen.

Mit dem Großsegler auf Entdeckungsreise
Mit dem ersten Teil von Alexander Pflugers Marsch Trilogie, dem Konzertmarsch „Abel Tasman“, wurde das offizielle Programm des Drei Königskonzertes beendet. Dieser holländische Seefahrer suchte einen Seeweg nach Südamerika und entdeckte Tasmanien, eine Insel zwischen Neuseeland und Australien. Das quirlige Treiben im Hafen, der Segler nimmt Fahrt auf, meistert Stürme auf hoher See und landet schließlich in Tasmanien, wurde in Pflugers Komposition glaubhaft dargestellt. Diese leichtfüßige, mit frischer Brise versehene Komposition milderte die aufgestauten Emotionen und Spannungen.

Großes Orchester in Bestform
Dirigent Vichan Molerov konnte an diesem Abend alle Register ziehen und mit seinem großen Blasorchester die Erwartungen des Publikums mehr als zufrieden stellen. Beachtlich waren vor allem der Gesamtklang des Orchesters sowie die präzisen Einsätze und dynamischen Abstufungen. Bemerkenswert war auch, was das Holzregister, hohes und tiefes Blech und die Rhythmusgruppe an technischem Können und tonlicher Brillanz wiedergab. Mit der „Moonlight Serenade“, bekannt durch die legendäre Aufnahme des Glenn Miller Orchester’s, und dem letzten Satz aus „Gladiator“ entließ man das Konzertpublikum mit guten Wünschen für das kommende Jahr.

Manfred Wondra